UNESCO-Welterbestätten enthalten nicht nur kulturelle Schätze, sie sind auch wertvolle Zeugnisse unserer Geschichte, indem sie Einblicke in vergangene Zeiten ermöglichen. Ihre Erhaltung ist entscheidend für die Bewahrung unseres kollektiven Erbes und für zukünftige Generationen. Gleich drei berühmte Welterbestätten in Deutschland besuchten Sarah, Marie, Nils und Alexander mit Frau Bruns während des UNESCO-Camps in Darmstadt (26.05.-28.05.25), an dem 110 Schülerinnen und Schüler der insgesamt 25 hessischen UNESCO-Projektschulen teilnahmen.
Von unseren Erlebnissen und warum es sich wirklich lohnt, diese Welterbe, aber auch andere zu besuchen…
Die Mathildenhöhe in Darmstadt (Welterbe seit dem 24. Juli 2021)
Am Montagnachmittag, nach der Anreise, ging es für uns direkt auf den ersten kleinen Ausflug. Wir besuchten die Mathildenhöhe in Darmstadt, die nicht unweit von unserer Unterkunft entfernt lag. Sie ist erst seit wenigen Jahren UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als so besonders, da die Mitglieder der Künstler-Kolonie Anfang des 20. Jahrhunderts sich zusammenschlossen und im Jugendstil den Ort gestalteten. Die damaligen Künstler hinterließen viele beeindruckende Gebäude, die wir teilweise besichtigen durften. Die Häuser sind nicht nur durchdachte Kunstwerke, sondern wurden von den Künstlern auch als Wohnraum benutzt.

Auch das Wahrzeichen der Stadt ist Teil der Mathildenhöhe: Die Besichtigung des Hochzeits- oder auch Fünf-Finger-Turms war sehr eindrucksvoll und ermöglichte uns einen weiten Blick über Darmstadt bis hin zur Frankfurter Skyline.
Die Mathildenhöhe gefiel uns so sehr, dass wir auch am Abend nochmal selbstständig dahingingen, um die letzten Sonnenstunden zu genießen. Sie ist frei zugänglich und mehrheitlich umringt von Grünanlagen, u.a. dem berühmten Platanenhain: ein wunderbarer Ort des Erinnerns und Zusammenkommens.

Marie Faupel und Sarah Schwarz
Weltnaturerbe Fossillagerstätte Grube Messel bei Darmstadt (Weltnaturerbe seit dem 9. Dezember 1995)
Am Dienstag unternahmen wir einen Ausflug zur Grube Messel. Die Grube Messel ist seit 1995 Deutschlands erstes UNESCO-Weltnaturerbe und bietet einen wunderbaren Einblick in eine Welt vor 48 Millionen Jahren.

Das Besondere an der Grube ist die sehr hohe Ansammlung an Fossilien, die dort zu finden sind. Während unseres mehrstündigen Aufenthalts bekamen wir Schüler/-innen eine Führung durch das Museum der Grube und eine Führung durch die Grube selbst, welche ursprünglich ein Ölschieferbergwerk war.

Er führte uns im Anschluss auch über die ehemalige Öschiefergrube und heutige Ausgrabungsstätte. (Foto: Katja Bruns)


im Hintergrund das Grabungszelt des Senkenbergmuseums Franfurt (Foto: Andrea Baumann)
Neben diesen sehr informativen Führungen ist es außerdem unsere Aufgabe gewesen, als Oberstufenschüler einen Podcast über unsere Erfahrungen in der Grube zu gestalten.
Besonders beeindruckend an der Grube war auf jeden Fall die große Menge an vollständigen Fossilien von zum Beispiel Urpferden und Krokodilen, aber auch Insekten und Pflanzen, die dort ausgestellt werden. Allgemein ist die Grube Messel ein sehr faszinierender Ort, an dem man Vieles über unsere Erde und vor allem ihre Geschichte lernen kann.
Nils Weiher und Alexander Nikitin
UNESCO-Welterbestätten und ihr Wert für die Gegenwart und Zukunft
UNESCO-Welterbestätten sind Orte von außergewöhnlichem, universellem Wert, sie werden aufgrund ihrer kulturellen, historischen, wissenschaftlichen oder natürlichen Bedeutung von der UNESCO ausgewählt.
Deutschland zählt zu den Ländern mit den meisten Welterbestätten. Das liegt daran, dass ein Land wie unseres über ausreichend personelle und finanzielle Möglichkeiten verfügt, den notwendigen Bewerbungsprozess durchzuführen. Um auch anderen Ländern eine Chance zu geben, in die Welterbeliste aufgenommen zu werden, wird Deutschland – über die bereits erfolgten, aber noch ausstehenden Bewerbungen für potenzielle Welterbestätten hinaus – in naher Zukunft keine weiteren Stätten bei der UNESCO einreichen können.
Die Erhaltung dieser Stätten ist global wichtig, da sie kulturelles Erbe bewahren, wissenschaftliche Erkenntnisse ermöglichen, Tourismus und Bildung unterstützen und nachhaltige Entwicklung fördern.
So repräsentiert das Welterbe, z.B. aus dem Bereich des immateriellen Welterbes, bedeutende kulturelle Praktiken, Traditionen und Leistungen, die für die Menschheit von Bedeutung sind. Darüber hinaus bieten viele Welterbestätten wertvolle Einblicke in die Geschichte der Erde (Weltnaturerbe), der Menschheit und ihrer Entwicklung. Sie ziehen Touristen an und fördern das Bewusstsein für kulturelle Vielfalt und das Verständnis für die Geschichte. Die Erhaltung dieser Stätten kann zur nachhaltigen Entwicklung von Regionen beitragen, indem sie wirtschaftliche Chancen schaffen.
Fazit: Identität – Wissen – Nachhaltigkeit
Die Erhaltung von Welterbestätten ist entscheidend, um zukünftigen Generationen den Zugang zu dieser einzigartigen Geschichte und Kultur zu ermöglichen. Der Verlust solcher Stätten würde nicht nur die kulturelle Identität einer Region gefährden, sondern auch das kollektive Gedächtnis der Menschheit beeinträchtigen.
Katja Bruns (Vertretung der UNESCO-Projektschulkoordination, BNE-Beauftragte)
Interessiert an weiteren Informationen?
Im Folgenden können Interessierte mehr über den besonderen Stellenwert der Mathildenhöhe und der Grube Messel und über die vier Welterbe in der GrimmHeimat Nordhessen erfahren.
Spezifische Bedeutung der Mathildenhöhe in Darmstadt und der Grube Messel bei Darmstadt
Die Mathildenhöhe ist ein herausragendes Beispiel für den Jugendstil und die Architekturbewegung des frühen 20. Jahrhunderts und dafür, was freies künstlerisches Schaffen ohne ökonomischen Druck bewirken kann.

- Architektonische Innovation: Die Mathildenhöhe ist bekannt für ihre einzigartigen Gebäude und künstlerischen Gestaltungen, die den Jugendstil verkörpern.
- Kulturelles Zentrum: Sie war ein Zentrum für Künstler und Architekten, die neue Ideen und Konzepte für das städtische Leben entwickelten. Hier wurde u.a. die Technik des hessischen Kratzputzes entwickelt, der selbst zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO zählt.
- Identität und Erbe: Die Erhaltung der Mathildenhöhe ist wichtig für die kulturelle Identität Darmstadts und für das Verständnis der europäischen Architekturgeschichte.
Die Fossillagerstätte Grube Messel gehört nicht nur seit 1995 zum UNESCO Welterbe, sie liegt zudem im UNESCO Global Geopark Bergstraße-Odenwald, der eine einzigartige Landschaft und geologische Vielfalt bietet und Teil der globalen und europäischen Geopark-Netzwerke ist. Die ehemalige Ölschiefergrube, ein ehemaliger Maarvulkan, bietet mit ihrem interessanten Besucherzentrum und Führungen durch die Fossillagerstätte faszinierende Einblicke in die geologische Geschichte der Region und die Arbeit der Paläontologie im Allgemeinen.


Für die Wissenschaft ist die Fossillagerstätte von großer Bedeutung:
- Fossilienfunde: Die Grube ist berühmt für ihre außergewöhnlich gut erhaltenen Fossilien, die Einblicke in das Leben vor Millionen von Jahren geben, einschließlich der Evolution von Säugetieren und Pflanzen. Zu den berühmten Funden zählen z.B. das Urpferd und das Primatenjungtier Ida.
- Wissenschaftliche Forschung: Sie ist ein wichtiger Ort für die Paläontologie und bietet Forschern wertvolle Daten über das Erdzeitalter und die klimatischen Bedingungen der Vergangenheit. Wuchernde Regenwälder in Deutschland – eine faszinierende Vorstellung. Vor allem im Sommer kommen Wissenschaftler und Studenten, um systematisch Fossilien zu sichern und die Funde auszuwerten. Interdisziplinäre Forschungsarbeiten liefern wichtige Erkenntnisse zum Verständnis unseres Klimas früher und heute. So war die CO2-Konzentration der Atmosphäre vor 47 Mio. Jahren mehr als doppelt so hoch wie heute, was ein extremes Treibhausklima bewirkte.
- Naturschutz: Die Erhaltung der Grube Messel ist entscheidend, um diese einzigartigen geologischen und biologischen Ressourcen zu schützen und zukünftige Forschungen zu ermöglichen. Die Kenntnisse über die Biodiversität vergangener Zeiten helfen Veränderungen heute zu verstehen und die Natur für die Zukunft zu schützen.
Vier UNESCO-Welterbe allein in Nordhessen – schon gewusst?
Am 01.06.2025 feiert die Welt 20 Jahre UNESCO-Welterbetag unter dem Motto „Vermitteln, verbinden, begeistern“. Nach unserer Erfahrung in und rund um Darmstadt, wo wir mehrere UNESCO-Welterbestätten besuchten, finden wir das Motto sehr treffend. Aber es muss nicht Welterbetag sein, um ein Welterbe zu besuchen.
Es lohnt sich unserer Meinung nach, sich mithilfe des UNESCO-Welterbes mit dem gemeinsamen Erbe der Menschheit zu beschäftigen und Welterbestätten vor Ort oder in guter Erreichbarkeit zu besuchen.
In der GrimmHeimat Nordhessen haben wir eine Dichte von Welterbestätten, mit der nur wenige Regionen in Deutschland mithalten können. Jedem bekannt ist in der Regel das UNESCO-Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe. Von großer universeller Bedeutung sind auch die zwei UNESCO-Weltdokumentenerbe der Region, die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm und die „Arolsen Archives“, das umfangreichste Archiv über Opfer des Nationalsozialismus. Mit dem Buchenwald am Edersee reiht sich als viertes ein bedeutsames UNESCO-Weltnaturerbe in die Gruppe ein.
Wer weitere Informationen zum UNESCO-Welterbe sucht, findet diese u.a. auf der Seite der Deutschen UNESCO-Kommission: https://www.unesco.de/orte/welterbe/welterbeliste/
Katja Bruns (Vertretung der UNESCO-Projektschulkoordination), Marie Faupel (Q2), Sarah Schwarz (Q2), Nils Weiher (E2), Alexander Nikitin (E2)