„A second home“: Malin Engelbrecht über ihr Auslandsjahr in den USA

„A second home“: Malin Engelbrecht über ihr Auslandsjahr in den USA

Häufig wurde ich gefragt, wie mein Auslandsjahr war. Doch wie fasst man 11 Monate in ein bis zwei Sätzen zusammen? Um es annähernd zu beschreiben: Es war eine unglaublich schöne, aber auch sehr herausfordernde Zeit und ich wünsche jedem, der die Chance auf einen Auslandsaufenthalt bekommt, dass er oder sie diese auch nutzt. 

Eckdaten zu meinem Austausch

Land: USA
Organisation: Experiment Ev.
Stipendium: Deutsch-Amerikanisches Parlamentarisches-Patenschafts-Programm (PPP)
Wohnort: New Town (St. Louis), Missouri
Art des Aufenthaltes: High School mit Unterbringung in einer Gastfamilie

Willkommen in den USA

Mein Name ist Malin Engelbrecht, ich bin 19 Jahre alt und war nach der E-Phase für ein Schuljahr (2021/22) in Amerika. Ich habe zusammen mit meiner Gastfamilie, bestehend aus meinen Gasteltern Mick und Allie und meinen Gastbrüdern Isaac (14) und Samuel (11) in New Town, St Louis, gelebt. 

Rückblickend kann ich sagen, dass das Allerwichtigste an diesem Jahr die Menschen sind, die ich kennen und lieben gelernt habe. Ich bin dankbar für jede einzelne Person, die mich auf meinem Weg begleitet hat, und für alle, mit denen ich auch jetzt noch in engem Kontakt stehe, insbesondere meine Gastfamilie. 

Malin mit ihrer Gastfamilie

Der Flug in die USA war sehr besonders für mich, da es der erste Flug meines Lebens war und ich keine Ahnung hatte, was alles nach der Landung auf mich zukommen würde. Ich war sehr nervös, aber zum Glück gab es noch andere Austauschschüler, die mit mir geflogen sind und mit denen ich auch erstmal eine Nacht in Washington D.C. verbracht habe, bevor es dann endlich zu meiner Gastfamilie ging. 

Nachdem meine Familie mich mit Plakaten am Flughafen abgeholt hatte, sind wir erstmal nach Hause gefahren und meine Gastmutter hatte einen typisch „deutschen“ Braten gemacht. „Damit du dich ein bisschen wie zuhause fühlst“. Die Stimmung war sofort lockerer und ich habe mich direkt willkommen gefühlt.

Die Schule

Typisch für die USA: Schulbusse in Gelb

Nach zwei Wochen hatte ich meinen ersten Schultag. Meine Schule war die Orchard Farm High School, welche mit 600 Schülern zu den eher kleineren Schulen in der Umgebung zählt. Ich war ein Senior (12. Klasse) und wählte die Fächer Psychologie, Personal Fitness, PE, Algebra 2, English Language Arts, Creative Writing, First Aid und Geschichte. Geprägt war meine High School Erfahrung besonders durch den einzigartigen Schoolspirit, der im Schulalltag immer präsent ist. Während meiner Zeit habe ich Basketball und Track& Field ausprobiert, was vor allem durch das tägliche Training dazu beigetragen hat, andere Leute kennenzulernen. Außerdem war ich im Book Club und Volunteer Team der Schule. 

Eindrücke von meinem ersten High School Football Game

Generell wird in der High School sehr auf die Gemeinschaft und auf Aktivitäten innerhalb der Schulgemeinde geachtet, was ich sehr toll fand und in dieser Art aus Deutschland nicht gewohnt war. Darüber hinaus konnte ich an Schulveranstaltungen wie dem berühmten „Homecoming“ und „Prom“ sowie der Graduation teilnehmen, wodurch mein Jahr sehr geprägt wurde. 

An meiner Schule waren außer mir noch viele andere Austauschschüler, beispielsweise aus Mexiko, Norwegen, Italien und Deutschland. Wir haben uns untereinander gut verstanden  und auch viel zusammen unternommen. Es war schön, Menschen, die in der gleichen Situation waren wie ich, um mich zu haben, da man sich über alles austauschen konnte. 

Unternehmungen

Das Cloud Gate in Chicago

Auch außerhalb der Schule habe ich viel erlebt. Da ich ein sehr gutes Verhältnis mit meiner Gastfamilie hatte und habe, haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht. Egal ob Harry Potter Marathon, Family Dinner bei den Großeltern jeden Sonntag oder einfach nur zusammen lachen: Es wurde alles geteilt und ich habe mich wie ein Teil der Familie gefühlt. Ich bin mir sicher, dass es kein Zufall war, dass ich gerade in dieser Familie gelandet bin, und ich bin glücklich, sie meine zweite Familie nennen zu dürfen, egal ob verwandt oder nicht. 

Meine Hoffnung, viel von den Vereinigten Staaten sehen zu können, die ich vor dem Jahr hatte, wurde wunderbarer Weise auch erfüllt. So war ich in insgesamt 10 Staaten unterwegs und konnte viele unterschiedliche Landschaften, Sehenswürdigkeiten und Kulturen sehen. Meine persönlichen Highlights waren ein Helikopter Flug über New York und der Besuch der Universal Studios in Orlando, was mir beides von meiner Gastfamilie ermöglicht wurde. 

Hogwarts in den Universal Studios Orlando

Aufgrund meines Stipendiums, welches sich auf die Deutsch-Amerikanische Patenschaft bezieht, hatte ich als „Jugendbotschafter“ gewisse Pflichten, die es zu erfüllen galt. Darunter zählte unter anderem Freiwilligenarbeit, die ich in meiner Kirche absolviert habe, Ausflüge in den Congress nach Jefferson City oder Washington D.C und ein Vortrag in meiner Schule. Diese Aktivitäten haben ebenfalls zum Austausch mit anderen Menschen beigetragen und es war sehr spannend zu sehen, wieviel Interesse an Deutschland seitens der Amerikaner besteht. Gerade in meiner Region haben viele Menschen deutsche Vorfahren und ich hatte sehr gute Gespräche.

Das Weiße Haus

Bevor ich dieses Abenteuer angetreten bin, hatte ich sehr viele Sorgen und Ängste, beispielsweise keine Freunde zu finden und die Gastfamilie wechseln zu müssen. Letztendlich bin ich dankbar, über meinen Schatten gesprungen zu sein und mich den Herausforderungen gestellt zu haben. Durch das Auslandsjahr bin ich offener gegenüber neuen Dingen geworden und denke nun auch anders über bestimmte Situationen oder Entscheidungen nach. Ich bin an meinen Aufgaben gewachsen und kann nun sagen, dass die Entscheidung, mich für das Stipendium zu bewerben, die beste Entscheidung meines bisherigen Lebens war. Mir wurde so viel ermöglicht und ich würde es immer wieder tun. Also: „If they think your dreams are crazy, show them what crazy dreams can do.“

Von Malin Engelbrecht (Abitur 2024)